FZ-Redakteurin Jannika rezensiert zum Stück "Die R@uber II" und erklärt, wie man nach den Sternen greift, ohne dabei zu verpuffen.
Applaus, Applaus!
Das war eine echte Space-Odyssee in die Tiefen der Theatermittel-Trickkiste, auf die uns die R@uber II gestern Abend mitgenommen haben. Leider ist die Räuberbande dabei leicht übers Ziel hinausgeschossen und landete auf einem Planeten, der mir so seltsam bekannt vorkam. Sie spielten sich in luftige Höhen und ließen mich dabei trotzdem im luftleeren Raum zurück. Schnallt euch an und lehnt euch zurück, dieser kurze Ausflug ins nerdige Dramaturgie-Universum wird turbulent.
...wollte ich des Öfteren in meinen Bildschirm rufen. Wo sind die spacigen Ideen? Wo die alien-mäßigen Ausbrüche? Wann werde ich endlich ins Ufo gebeamt? Trotz der starken schauspielerischen Leistung der wo-bo-theater-ag kam einfach kein elektrisierendes Gefühl. Ganz im Gegenteil, ich war gelangweilt und das hatte nichts mit den Spieler*innen zu tun, sondern mit den häufigen Déjà-vu-Momenten, die mich so sehr irritiert haben, dass ich kurz orientierungslos durchs Universum taumelte, bevor ich mich wieder fangen konnte. Hinzu kommt, dass Schillers “Räuber” an sich einen eigenen Planeten bildet, der schon so oft besucht und erforscht wurde, dass sich die Frage stellt: Wieso eine weitere Expedition?
Ich hätte mir also gewünscht, die Räuber von einem anderen Platz im All betrachten zu können, einen anderen Blickwinkel auf sie zu erfahren. Noch nach der Hälfte des Stücks habe ich auf den Bruch gewartet, der eine Alternativlösung anbietet. Stattdessen erfuhr ich nur mir bereits Bekanntes: Geschrei, Nacktheit, Ausflüge auf die Meta-Ebene, den Bruch der vierten Wand, in einer Figur veräußerte innere Monologe. Meistens ließen mich diese Szenen eher verwirrt zurück, nur selten fand ich das Zusammenspiel von Inhalt und Form gelungen. Die Nachricht, die mich vom Räuber-Planeten aus erreichte, konnte ich leider nicht entziffern. Stattdessen fühlte es sich an, als hätte die Gruppe ehrfurchtsvoll andere, größere Planeten umkreist und versucht, etwas nachzuspielen, das ohne Bezug zum eigenen Planeten leider platt und fantasielos wirkte.
An sich ist am andere Planeten umkreisen ja nichts falsch - wir alle machen es und lassen uns im besten Fall davon inspirieren, um diese Ideen dann weiterverarbeitet zurück in den Weltraum zu katapultieren, wo sie wiederum sichtbar für andere Space-Bewohner*innen werden. Die können diese Ideen dann personalisieren, verändern und zu etwas Neuem machen. Doch manche Ideen sind wie Sterne: sie hängen fest im All, wo jeder sie bestaunen kann, bis sie nach einiger Zeit in Flammen aufgehen und verpuffen. Und manchmal ist das Verpuffen verdammt schön anzusehen. Also: lasst euch inspirieren, space cowboys, aber klammert euch bloß nicht zu fest an eure Ideen, sonst lauft ihr Gefahr, mit ihnen zu auszubrennen.